Känguru der Mathematik

Schon Platon schrieb auf den Giebel seiner Akademie: „Niemand trete ein, der kein Geometer ist“.
Der altehrwürdige Philosoph war der Meinung, dass man die Welt ohne Mathematik nicht verstehen könne.

2023

Dr. Christopher Naumann und Ina Franzkowiak-Benz organisieren im Team die Mathematik-Wettbewerbe an der IGH und kümmern sich darum, Schülerinnen und Schüler für Mathematik zu begeistern, ihr Interesse dafür zu wecken und ihr Talent zu fördern.

Seit 2016 findet regelmäßig der Känguru-Wettbewerb an der IGH statt, in diesem Jahr am 16. März. Für zwei Stunden können die Schüler*innen ungewöhnliche, kreative und motivierende Mathematik-Aufgaben lösen.
Hauptsächlich Schüler*innen aus der Unterstufe melden sich freiwillig dafür an und nehmen am Wettbewerb teil. Aber auch die Mittel- und Oberstufe sind vertreten – unter anderem zwei Schülerinnen aus der 10. Klasse sind, die so motiviert sind, dass sie die Mathe-Aufgaben trotz ihrer Klassenfahrt nach Berlin, die zeitgleich stattfindet, unbedingt dort vor Ort lösen wollen!

Gute Ergebnisse beim „Knobeln“ werden mit Urkunden und Preisen im Rahmen einer Preisverleihung in der Mensa honoriert, bei der Organisator Dr. Naumann, Fachleiterin Franzkowiak-Benz und Schulleiter Dr. Maier gratulieren.
Die Freiwilligkeit der Teilnahme zahlt sich aus. Die IGH hat anteilig überdurchschnittlich viele Preisträger*innen im Vergleich zu anderen Schulen, die eine obligatorische Teilnahme vorsehen. Viele Schüler*innen sind auch schon zum 2. oder 3. Mal mit dabei.

Es geht beim Känguru-Wettbewerb, genau wie bei der ganzen Begabtenförderung, darum, wie Herr Naumann berichtet, „die Schüler*innen dort abzuholen, wo der Matheunterricht aufhört“ und zu erfahren, dass man aus Denkschemata ausbrechen müsse, um Problemlösungen zu finden. Ein Beispiel hierfür? Ganz einfach:
Man wähle aus fünf Figuren die „falsche“ aus, diejenige, die nicht zu den anderen passt. Die Schwierigkeit dabei: Jede Figur passt nicht zu den anderen! Am Ende käme es darauf an zu merken, dass gerade die Figur, die am wenigsten von den anderen vier abweicht, die falsche ist, ein Lösungsweg, der den ursprünglichen Erwartungen widerspricht. Solche und ähnliche Aufgaben erwartet interessierte Schüler*innen auch in der wöchentlich stattfindenden Mathe-AG.

Die IGH ist bekanntermaßen eine Schule der Vielfalt, an der Inklusion, Vorbereitungsklassen und eine internationale Schülerschaft selbstverständlich sind. Es bleibt manchmal wenig Zeit, um die Besten der Besten auf höherem Niveau zusätzlich zu fördern, erklärt Lehrer Naumann. Daher liege der besondere Wert der Mathematikwettbewerbe darin, eine Heimat für besonders interessierte Kinder zu bieten. Bis zu 80 Kindern nahmen in der Vergangenheit am Känguru-Wettbewerb teil. Die Einstiegsschwelle liegt niedrig, um viele Kinder anzusprechen. Spaß und Freude sollen im Vordergrund stehen.

Der Plan sieht mittelfristig eine Ausweitung des Angebots in der Mathematik vor.
Im Heidelberger Neuenheimer Feld organisiert das Mathematikon an der Universität Heidelberg eine Veranstaltung für Schüler*innen, den sogenannten „Tag der Mathematik“. Daran haben Schüler*innen der IGH in der Vergangenheit bereits teilgenommen.
Beim Budapester Bolyai-Wettbewerb geht es um Teamarbeit. Die Schüler*innen nehmen in Viererteams teil und lösen die Aufgaben zusammen. Dadurch können sie ihre Fähigkeiten kooperativ einsetzen. Dieser Wettbewerb ist etwas anspruchsvoller als der Känguru-Wettbewerb. Dafür müssen Schüler*innen aktiv trainieren.
Um auch hierbei Erfolgen Anerkennung zukommen zu lassen, stellt die Fachschaft Mathematik aus ihrem Etat ein Budget zur Verfügung und prämiert das beste Team aus jeder Stufe.
Beim Pangea-Wettbewerb möchte man unter dem Motto „Mathematik verbindet” Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Orten und Gesellschaftsschichten zusammenbringen. Die Kinder haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit anderen Kindern zu teilen.
Auch für Gelegenheitsmathematiker ist etwas dabei: Regelmäßig gibt es das „Problem des Monats“ für Unterstüfler. Wer regelmäßig teilnimmt, kann am Jahresende einen kleinen Preis erhoffen.
Schließlich waren einzelne Schüler*innen der IGH auch schon auf Landes- und Bundesebene bei Wettbewerben dabei.

Auch Exkursionen wären denkbar. Das Herz von Mathe-Lehrer Dr. Naumann geht auf, wenn er sich daran erinnert, wie er in seiner Jugendzeit selbst das Privileg genoss, als Teilnehmer einer kleinen Gruppe Schüler*innen aus Bayern an einem Thüringer Wettbewerb in Jena teilzunehmen. Nur durch das außergewöhnliche Engagement seines damaligen Lehrers sei das möglich gewesen und dieses Erlebnis habe ihn nachhaltig geprägt und inspiriert. Dass er hierbei auch noch seine zukünftige Ehefrau kennenlernen würde, habe damals nicht auf der Agenda gestanden. Allerdings können Mathematiker gut rechnen und voraussagen, dass die Wahrscheinlichkeit, jemandem zu begegnen, der sich für Mathematik interessiert, auf dem Weg zu einem Mathematik-Wettbewerb um einiges höher liegen dürfte als sonst. „Alles ist Zahl“, hätte Pythagoras an dieser Stelle kommentiert. Alain Badiou hätte sicherlich einen „Lob der
Mathematik“ ausgesprochen. Und Einstein hätte angemerkt, dass das alles das Problem seiner Einkommenssteuererklärung leider nicht lösen würde. Diese wäre doch noch etwas, was dem Philosophen vorbehalten sei und für einen Mathematiker zu schwierig.

Text: Iunia Ionescu