An der IGH setzte Klasse 6.3 im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung und entwickelte mit Hilfe professioneller Begleitung durch Toni-L und Bryan Vit eigene Raps mit politischen Texten.

In diesem Jahr stehen die Internationalen Wochen gegen Rassimus unter dem Motto „Misch Dich ein!“ Sie umrahmen den »Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung«, den die Vereinten Nationen in Gedenken an eine 1960 grausam unterdrückte Demonstration gegen Passgesetze des Apartheid-Regimes in Südafrika ausriefen. Die alljährlichen Aktionswochen gelten der Solidarität mit den Gegner*innen und Opfern von Rassismus weltweit.

 

Toni-L ist ein Hip-Hop-Pionier der alten Schule und zählt zur Avantgarde des deutschen Hip-Hop. Mit seiner Band „Advanced Chemistry“ und dem Song „Fremd im eigenen Land“ schrieb Toni-L Geschichte. Kürzlich wurde der deutsche Hip-Hop aus Heidelberg in das immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Im Zuge dessen plant die Stadt Heidelberg auch ein Hip-Hop-Archiv.

Zusammen mit Bryan Vit, der über Hip-Hop promoviert, brachte Toni-L, ehemaliger Schüler der IGH, der Klasse 6.3 bei, wie man einen Rap-Text schreibt und ihn performt. Zudem erlernte die Klasse eine kreative Zeichentechnik für Graffiti-Schriften und kam in den Genuss, die beiden Musiker beim Freestylen zu erleben. Die Auftritte der Musiker motivierten die Schüler*innen zum Mitmachen und dazu, selbst kreativ zu werden und politische Statements zum Ausdruck zu bringen, auch zu weiteren politischen Themen wie Umweltschutz und Klimawandel.

 Rap-Musik ist omnipräsent in der Kulturlandschaft und für viele Jugendliche fester Bestandteil ihres Lebens. Das verschafft ihnen einen direkten Zugang zu den sozialen und politischen Inhalten der Rap-Musik.

Rap ist multikulturell. Nebenher lernt man Fremdsprachen in spielerischer Art und Weise und, wichtiger noch, den Wert von Toleranz und Vielfalt.

Rap-Songs können Kinder und Jugendliche emotional gut erreichen und ihnen einen Zugang zu Rhythmus und Musik verschaffen. Dieser Zugang und die Identifikation mit der Musik motivieren dazu, selbst mit dem Genre zu experimentieren. Rhythmusgefühl, Lust an Sprache und der Ausdruck politischer Haltung können so zusammenkommen.

Nicht zu vergessen ist die Performance vor einem Publikum. Es braucht Mut und Selbstüberwindung, um ein Statement vor Zuhörern abzugeben und künstlerische Erstversuche einzugehen, frei nach dem Motto „Be proud, say it loud.“

Auch kritische Auseinandersetzung kann ein Grund sein, sich mit Rap-Songs zu beschäftigen. Die Wurzeln des Rap liegen in der afroamerikanischen Soul- und Funkmusik. Hip-Hop entstand in den Ghettos der amerikanischen Großstädte. Die dort allgegenwärtige soziale Ungerechtigkeit war von Anfang an ein wichtiges Motiv. Es entstanden Liedtexte in einer Ästhetik des Widerstands, die sich politisch und sozialkritisch mit einer tristen und brutalen Realität auseinandersetzten. Die Subkultur des Hip-Hop bietet mit Rap, Breakdance, Graffiti und DJing alternative Lebensentwürfe zur Gewalt.

 

Es gibt unterschiedliche Methoden, um einen Rap zu kreieren. Man kann ein traditionelles Gedicht umwandeln, einen Text Schritt für Schritt entwickeln oder in Freestyle-Form rappen.

Die zweite und dritte Methode haben die Schüler*innen der Klasse 6.3 genutzt.

Zunächst geht es um das Thema, mit dem man sich befasst. Man sammelt in einem Brainstorming Begriffe, Metaphern und Assoziationen zum Thema und wird sich darüber klar, welche persönliche Meinung und welche Gefühle man zum Ausdruck bringen möchte. In einem weiteren Schritt formuliert man Sätze aus und sucht nach Reimen. Der Reim sollte beim 4/4-Takt auf dem letzten Takt liegen. Für den Anfang reicht es aus, Zweizeiler zu produzieren.

 

Beim Gruppenfreestyle schreibt jemand eine Zeile auf und alle anderen antworten mit jeweils einer weiteren Zeile. Man hat am Ende einen Rap-Text, den man abwechselnd vorlesen oder vortragen kann. Nimmt man einen Beat hinzu, entsteht eine dynamische Darbietung.

Aufnahmen und Verschriftlichung von Freestyle dienen dazu, gute Ideen festzuhalten. Und das Allerwichtigste ist immer: Spaß haben, Freude teilen, Teamgeist erleben und positives Feedback mitnehmen, auch dann, wenn mal ein kleiner Fehler passiert. Perfektion ist nicht gefragt, sondern im Gegenteil, die Lust am Improvisieren und Ausprobieren.

 

Ein ganz besonderer Dank gilt der Klasse 6.3 für ihr großartiges Engagement und dem mutigen und kreativen Einsatz, den sie im Rahmen des Projekts bewiesen hat!

Ein großes Dankeschön geht an die beiden Musiker Toni-L und Bryan Vit für ihren motivierenden und inspirierenden Besuch an der IGH im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus und die Durchführung des Projekts.

Darüber hinaus geht ein weiterer Dank an den Musiklehrer Yannick Niedworok und das Klassenleitungsteam Ulrike Wittig und Harry Lipp für die organisatorische Unterstützung des Projekts.

Die Arbeitsergebnisse der Klasse 6.3 sind im Ganztageszentrum in einer kleinen Ausstellung zu sehen und zu bewundern. Alle sind herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und ein Zeichen gegen Rassismus an der IGH zu setzen.

 

Iunia Ionescu und Martin Wetz

Internationale Wochen gegen Rassismus an der IGH