Mitte Juli führte Theaterklasse 6.1 viermal das Theaterstück „Der kleine Prinz“ nach dem gleichnamigen berühmten Buch von Antoine de Saint-Exupéry auf. Klassenlehrerin Angela Keller, Theaterpädagogin Ricarda Weise sowie die Band- und die Technik-AG unter der Leitung von Musiklehrer Yannick Niedworok und Englischlehrer Christian Hoß trugen dazu bei, dass die Aufführungen für die Klasse ein toller Erfolg wurden.Ein ganzes Schuljahr arbeitete die Klasse beständig an ihrem Theaterprojekt. 


Seit September letzten Jahres beschäftigte sie sich zunächst im Rahmen des Deutschunterrichts mit dem Buch „Der kleine Prinz“ bei ihren Lehrerinnen Birgit Früh und Carolin Oeldorf. Hierbei schrieb jede*r Schüler*in ein Lesetagebuch als Vorbereitung auf die Inszenierungsarbeit. Nach Ostern ging für die Klasse die Arbeit an dem Stück ernsthaft los. Textlernen und erste Proben wurden angesetzt. Vor Pfingsten schließlich absolvierte die Klasse schon erste Aufführungsversuche in der Mensa.Beim Lesen des Stückes kam Inspiration auf: Die Klasse entwickelte das Theaterstück weiter und dachte sich eine zusätzliche Szene sogar selbst aus. 
Die Aufgabe, die sie sich hierbei stellte, lautete: Wie sieht die Erwachsenenwelt aus Kindersicht eigentlich aus? Was würde passieren, wenn Antoine de Saint-Exupéry ein Kind wäre und die berühmte Schlange zeichnen würde, die einen Elefanten aufgegessen hat? Wären seine Eltern gestresst und hätten vielleicht gar keine Zeit, sich mit seiner kreativen Zeichnung zu beschäftigen? Hätte seine Mutter Angst vor der gezeichneten Schlange?
„Warum sollte ich Angst vor einem Hut haben?“, fragt die Mutter in der selbst geschriebenen Szene. Dann wird Exupéry durch einen Zeitsprung erwachsen und das Theaterstück geht aus veränderter Perspektive weiter.

Angela Keller leitete den kreativen Prozess der Klasse 6.1. Sie sammelte schon als Kind Musicalerfahrung und beherrscht als Musiklehrerin ein breites kreatives Methodenrepertoire. Dennoch wurde die Inszenierung des Stückes eine große Herausforderung. Es gab enorm viel Text zu erlernen, anspruchsvolle Metaphern zu verstehen und die Klasse entschied sich dafür, die Sätze aus dem Buch möglichst vollständig zu übernehmen. Die Kinder mussten sich hierbei gegenseitig viel aushelfen.
Besonders emotional gespielt wurden die Szenen, die eigene Ideen transportierten, zum Beispiel diejenige, in der man sich näher mit Eitelkeit und Schönheitsidealen befasste.

Darüberhinaus entwickelte die Klasse unter der Ägide von Rosalie Wendt einen Tanz, Musiklehrer Yannick Niedworok schrieb zusammen mit der Band-AG ein Musikstück für die Inszenierung und Schüler Jean-Denis Vogels komponierte ein weiteres Stück, das er zusammen mit Pedro Castro Eigner vierhändig am Klavier vorspielte.Alle Schüler*innen der Klasse erhielten durch Doppelbesetzungen eine eigene Rolle, manche von ihnen traten an allen vier vorgesehenen Terminen auf. Je nach Rolle waren sie mal mehr, mal weniger in die einzelnen Szenen eingebunden. Wenn man als Schauspieler*in weniger gefordert war, galt es jedoch, aufmerksam zuzuschauen, Feedback zu erteilen und auszuhelfen, wo auch immer es möglich war, was manchmal noch mehr Anstrengung und Konzentration erforderte als das Spielen selbst. Wenn man eine kleinere Rolle in einer Szene spielte, musste man darauf achten, wann man genau seinen Einsatz hatte und es war anspruchsvoll, die Spannung über den benötigten Zeitraum hinweg aufrecht zu erhalten.
Lovro Petraš und Ben Keller spielten mit Bravour die Hauptrolle von Antoine de Saint-Exupéry, Lennart Nieslony und Thea Beller stellten den kleinen Prinzen dar. Anna Timoschenko und Rosalie Wendt übernahmen die Rolle der Rose und Lilja Westerberg und Laila Canzonieri spielten die Füchse.Wenn man die Kinder fragt, was ihnen am meisten Spaß gemacht hat, antworten alle durcheinander:„Es war so eine Freude, als man es geschafft hat, alles fertig zu bekommen und nicht mehr nur einzelne Bruchstücke, sondern alles am Stück sehen konnte!“ und „Ich fand’s toll, als die Grundschulkinder bei der Generalprobe dabei waren, sie haben viel mehr gelacht als die Erwachsenen und haben uns viel mehr Feedback gegeben!“ und „Ich habe auch ein Theaterstück an einer anderen Heidelberger Schule gesehen und es war nicht mal ein Zehntel so gut und professionell wie unseres! Da habe ich gemerkt, wie toll unsere Kostüme, unser Bühnenbild und unsere Ideen waren und wieviel Mühe sich unsere Lehrer mit unserem Projekt gegeben haben!“

Interessant war es für manche Kinder, zu beobachten, wie man im Lauf der Zeit immer routinierter spielte und wie unterschiedlich das Publikum je nach Besetzung auf das Stück reagierte. Es wurde jedes Mal an anderen Stellen gelacht und die Emotionen im Publikum kamen auch bei den Schauspieler*innen an.
Und Lovro Petraš, der Exupéry in der Hauptrolle spielte, freut sich: „Das Flugzeug aus Pappmaché, das steht jetzt in meinem Zimmer!“

Mit Sicherheit hätte sich Antoine de Saint-Exupéry als Kind nichts sehnlicher in seinem Zimmer gewünscht als ein Flugzeug. Und vor nichts hätte seine Mutter mehr Angst haben sollen als vor den Hüten, die ihr Sohn vielleicht zeichnete.Text: Iunia Ionescu
Fotos: Jutta Keller