Zwanzig Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 5 bis 11, unter anderem aus der Umwelt-AG, führten die erste IGH-Baumpflanzaktion durch. Alexandra Krebs, Roman Deck und ich hatten große Freude daran, sie zu begleiten. So schafften wir es, am 26. November hundertzwanzig junge Bäumchen in den Waldboden zu betten. Aktionsort waren zwei Waldflächen bei Zuzenhausen. Mehrere Dürresommer hatten es zuvor dem Borkenkäfer leicht gemacht, die Fichten zu befallen und zum Absterben zu bringen.
Wir fuhren mit dem Zug zum Bahnhof nach Zuzenhausen, wo uns Max, der Verwalter eines größeren Waldgebietes rund um Zuzenhausen und Isabell, eine Mitarbeiterin der Nonprofit-Organisation AKTION-BAUM, herzlich empfingen. Isabells Team verfolgt laut Homepage aktion-baum.org folgende Mission: „Wir unterstützen alle Verantwortlichen des Waldes auf ihrem Weg zu einem nachhaltigen und gesunden Wald der Zukunft“.
Förster Jan hatte das Pflanzgebiet mit Stöcken markiert und uns erklärt, was zu tun war. Von Stock zu Stock haben wir in kleinen Pflanzteams entlang einer Geraden alle drei Meter ein Loch mit Spaten in den Boden gegraben und dann einen etwa kniehohen Setzling darin eingebettet. Vorher entfernten wir den Rohhumus, bis die Erde zum Vorschein kam.
So setzten wir Atlaszedern entlang der ersten Gerade, Douglasien in die zweite und Weißtannen in die dritte Reiheusw. Jan erklärte, dass man diese Ordnung brauche, weil man in den ersten Jahren mit der Sense schneller wachsende Pflanzen wie Brombeere entferne. Ohne Ordnung würden Setzlinge dann übersehen und mit ungemäht. Früher habe man kleinere Abstände gewählt. Man wolle aber Platz lassen, damit später zwischen den Bäumen noch Bienenfutter wie Hollunder wachsen könne.
Hitzestress und Wassermangel an den Wurzeln lassen die Bäume anfällig werden für Krankheiten und Schädlingsbefall. Die Käferarten Buchdrucker und Kupferstecher werden bei gesunden Fichten durch das Harz in der Rinde erstickt. Das hatte hier leider nicht geklappt, sodass allein in 2024 von einer 300 ha großen Waldfläche ganze 20 ha verloren gingen, was etwa 28 Fußballfelder entspricht. Die Käfer durchtrennen die Leitungsadern der Bäume, so dass die Wurzeln nicht mehr durch Nährstoffe mit lebenswichtiger, in den Nadeln gebildeter Nahrung versorgt werden. Förster Jan vergleicht das mit dem Abbinden eines Beines, dass dann mangels Blutversorgung absterben kann. Bei starkem Befall hat derBaum keine Überlebenschance, weil dann der Wassertransport in die Kronen zu stark beeinträchtigt ist.
Wir fanden eine kahle Waldfläche ohne jegliche Baumreste vor. Jans Team hatte diese vorsorglich entnommen. Frisch befallende Bäume müssen nämlich möglichst sofort aus dem Wald entfernt werden. Übersieht man z.B. im Frühjahr einen Käferbaum, können pro Käferweibchen bei drei Generationen pro Jahr mehr als 100000 Nachkommen entstehen und zum Befall von weiteren 8000 Bäumen im selben Jahr führen. Bei großen Käferdichten können auch gesunde Bäume tödlich angegriffen werden (https://www.forstpraxis.de/kleines-einmaleins-des-borkenkaefers-20505).
Früher gab es pro Jahr zwei bis drei Käfergenerationen, mittlerweile sind es laut Jan bis zu fünf in der Region. Durch den Klimawandel bleibt den Schädlingen mehr Zeit zur Vermehrung. Bei Temperaturen über 16 Grad kommen sie aus dem Boden, wo sie sich im Winter vor der Kälte schützen und überleben.
Käferholz aus Zuzenhausen wird in einem Sägewerk weiterverarbeitet und landet dann in Dachstühlen. Somit bleibt der Kohlenstoff gebunden. Verrottet das Holz im Wald, wird das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Das Käferholz ist an einer violetten Einfärbung zu erkennen und erzielt daher etwa 20% geringere Erlöse wie gesundes Holz, obwohl es genauso stabil ist.
Nun zu den Bäumen, die Jan und Max als mögliche Zukunftsbäume sehen:
Die Douglasie wurde erst Ende des 19 Jhdt. In Mitteleuropa eingeführt und stammt aus Nordamerika. Glücklicherweise sind bisher noch kaum Schädlinge eingeschleppt worden (Jan: „Erst die Kartoffel, dann der Kartoffelkäfer“). Die Atlas-Zeder stammt aus Nordafrika und ist daher resistent gegenüber Hitzestress und Trockenheit. Die Weißtanne kommt ebenfalls besser mit Trockenheit zurecht als die vom Waldsterben besonders betroffene Fichte, da sie besonders tief wurzelt. Sie ist z.B. in den Pyrenäen weit verbreitet.
Jan und seine Mitarbeiter werden unsere Setzlinge in den nächsten Jahren pflegen. Bei Aktion-Baum rechnet man mit fünf Euro, um die Kosten für einen Baum inklusive Nachsorge abdecken zu können. Wir waren megaglücklich, dass wir auch schnell einen Sponsor für unsere Bäume gefunden haben: Softwarefirma J&S-Soft AG aus Heidelberg.
Wir haben uns fest vorgenommen, Bäumepflanzen als alljährliche Aktion an der IGH zu etablieren. Die Stimmung war toll, die Orga perfekt, das Arbeiten im Wald hat uns alle ein Stückchen näher zueinander, zur Natur und zu uns selbst gebracht. Die Zusammenhänge lassen sich im Wald im wörtlichen Sinne begreifen. Ein wunderbarer Lernort!
Jens Neumann (Umweltsprecher IGH)