cuarteto soltango im klassenzimmerRhein-Neckar-Zeitung, Nr. 76, Mittwoch, 1. April 2015 

JUNGES HEIDELBERG
Quartett bringt Tango ins Klassenzimmer


Klassik-Workshop in der IGH mit Live-Musik
Von Anica Edinger


Normalerweise spielen sie in großen Konzertsälen, auf Straßenfestivals oder auch in Nachtclubs. Am helllichten Tag in einem Klassenzimmer aufzutreten, vor gut 40 Jugendlichen, das war für das „Cuarteto SolTango“ dementsprechend eine ganz neue Erfahrung – und eine Premiere. An der Internationalen Gesamtschule Heidelberg (IGH) wurde dafür eines der Container-Zimmer umfunktioniert und Schüler aus drei Klassen zum Klassik-Workshop eingeladen.
Verantwortlich dafür zeichnete sich die Initiative „Rhapsody in School“, die Ensembles in Schulen vermittelt, und die „Classic Scouts“ des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“, deren Aufgabe es ist, Schülern klassische Musik näher zu bringen. „Dass solche hochkarätigen Musiker zu uns in den Unterricht kommen, ist total klasse“, freute sich dann auch IGH-Musiklehrer Otmar Montgomery. Das Quartett mit Sophie Heinrich an der Violine, Karel Bredenhorst am Violoncello, Martin Klett am Piano und Rocco Heins am Bandoneón zeigte sich gesprächsoffen: „Ihr dürft uns alle Fragen stellen, die euch so einfallen“, forderten die Vier die Schüler auf. Und die legten gleich los, vor allem das Bandoneón zog das Interesse der Jugendlichen auf sich. „Wie kamen sie auf das Instrument“, fragte eine Schülerin Rocco Heins. Fünf Jahre alt sei er gewesen, als sein Vater ihm das kastenartige Instrument zum ersten Mal in die Hand drückte, berichtet der Musiker. Das Bandoneón ähnelt einem Akkordeon, funktioniert aber komplizierter. „Es gibt vier ziemlich konfuse Wege, eine Tonleiter zu spielen“, erklärt Heins. Abgeschreckt habe ihn das nicht und das Akkordeon sei auch keine Alternative, „da fehlt mir der Schmutz und der Dreck“, sagt Heins.

CuartetoSolTangoUnd den braucht mal wohl, um einen richtig guten Tango zu spielen. Das hat sich das Quartett zur Aufgabe gemacht. Die Arrangements macht Pianist Martin Klett selbst. „Wir müssen dabei nicht nur Musik erzeugen, sondern auch Emotionen hervorrufen“, erklärt er den Schülern. Wenn sie schon Tango spielen, können sie auch einen tanzen? Wollte eine Schülerin noch wissen. Die Antwort ist eindeutig: Alle vier tanzen auch, Heins berichtet von seinen Erfahrungen aus Argentinien, dem Land, aus dem der Tango stammt: „Ich war einmal in Buenos Aires und dort ist überall Tango.“

Die Schüler sind fasziniert. Bei den schnelleren Stücken, die das Quartett zum Besten gab, wippten einige Beine zum Takt. „Das war mal was Neues“, freute sich Schülerin Stella (14) nachder Musikstunde der anderen Art. „So etwas hört man nicht jeden Tag“, fand auch ihre Freundin Sarah (13). Für das Quartett ging es nach dem Termin wieder in die jeweilige Heimat. Heidelbergs Schüler werden sie in guter Erinnerung behalten.

 

classic scoutsRhein-Neckar-Zeitung, Samstag, 11. April 2015
Von Tangoklängen und Horrorfilmen
Schüler der IGH erlebten einen Workshop mit dem „Cuarteto SolTango“ – „Klassische Musik kann auch Spaß machen“
Von Clara Dimitrijevic und Lea Richter


Es ist 11:15 Uhr, Container 2 der Internationalen Gesamtschule Heidelberg (IGH), die vierte Stunde beginnt. Jede Klasse ist auf dem Weg in den Unterricht, nicht jedoch die Schüler der achten und neunten Klasse. Sie strömen in den Musiksaal, wo vier Musiker auf sie warten.
Das Cuarteto SolTango“, das am Abend zuvor in der „Late Night“ des Heidelberger Frühlings“ zu erleben war, setzt sich aus Martin Klett (Klavier), Sophie Heinrich (Violine), Rocco Boness (Bandoneón) und Karel Bredenhorst (Cello) zusammen.
Tangomusik interessiert die Künstler schon lange. Trotzdem haben drei von ihnen eine klassische Ausbildung hinter sich. Vor sieben Jahren fanden sie sich schließlich durch das Studium zusammen und gründeten das Ensemble. Nach einer kurzen Einleitung durch die „Classic Scouts“ begann der Workshop mit einem fulminanten Einstieg durch das Stück „Cristal“. Die Musiker stellten sich zu Beginn vor und erklärten das kaum bekannte Instrument Bandoneón (ähnlich einem Akkordeon). Aber auch die Künstler hatten Fragen: „Wer von euch hört denn klassische Musik?“ Peinliche Stille, niemand meldete sich, doch die Künstler ließen nicht locker: „Wer von euch schaut gerne Filme?“
Da meldeten sich lachend alle, was die Violinistin sofort nutzte, um den Schülern bewusst zu machen, dass Musik in Filmen von hoher Bedeutung ist und klassischer Musik meist stark ähnelt. Denn „die Musik ist es, die die Gefühle im Film vermittelt“, so Heinrich. Das sei wohl bei kitschigen Liebesszenen, bei denen die Geigen dick auftragen, als auch bei Horrorszenarien mit dunklen, schrillen Klängen der Fall.

Dies nahm das Quartett sofort zum Anlass, die angesprochenen Klänge improvisiert zu demonstrieren. Die Schüler waren begeistert. Auch Sarah (13) fand, der Workshop sei toll gewesen: „Ich fand es interessant, dass klassische Musik nicht immer langweilig ist, sondern auch Spaß machen kann.“
Das ist auch das Ziel der Organisation „Rhapsody in School“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Künstler an Schulen zu vermitteln und dadurch einen direkten Kontakt zwischen Schülern und Künstlern aufzubauen. Da dies auch eine Intention der Classic Scouts ist, wurde der Kontakt über uns vermittelt.