Die Downhillfahrerin Abby Hogie besuchte die Rad-Klasse der IGH

Die Downhillfahrerin und ehemalige IGH-Schülerin Abby Hogie besuchte am Donnerstag, den 9. November, die Rad-Klasse der IGH und berichtete aus ihrem Profileben. Mit dabei hatte sie ihr Downhillbike und ihre Schutzausrüstung. Downhill ist eine Disziplin des Mountainbikens. Dabei geht es darum, eine bergab führende Strecke mit Sprüngen, Steilwandkurven, Wurzel- und Steinfeldern in einer möglichst kurzen Zeit zu bewältigen.

Daten von Abby Hogie: 66 Kilogramm schwer, 166 cm groß, 25 Jahre alt. Damit begann Abby Hogie ihre Präsentation, denn diese Angaben spielen für das Training und die sportliche Karriere eine fundamentale Rolle.

Anschließend erzählte die ehemalige IGH-Schülerin aus ihrer Biographie: Schon im Alter von drei Jahren spielte sie Fußball und war sportlich sehr aktiv. Im Jahr 2013, vor genau 10 Jahren, stieß Abby zur Rad-AG dazu. Sie nahm am Rad-Landschulheim und am JtfO-Rennen für die IGH teil. Später wurde sie Rad-AG-Mentorin und half den jüngeren Kindern beim Lernen in der Fahrradwerkstatt und in der Mountainbike-AG. Die Rad-AG war somit der Startschuss für Abbys Profikarriere.

2017 bestand sie ihr Abitur und wurde im selben Jahr auch dritte im Rookies German Downhill Cup. Danach folgte ihre Teilnahme am Weltcup 2019 und an der Weltmeisterschaft 2021. Ab dem Jahr 2020 trainierte sie in einem Profiteam und fuhr im aktuellen Jahr 2023 die komplette Weltcup-Saison mit.

Abbys Vater war amerikanischer Soldat, weshalb Abby keinen deutschen, sondern einen amerikanischen Pass besitzt. Als ihr Vater zurück nach Amerika ging, beschloss sie in Deutschland zu bleiben, auch weil der Besuch der Universität in Deutschland günstiger ist. Ein Nationalitätenwechsel kam für sie zwar durchaus in Frage, aber das bürokratische Procedere sieht in diesem Fall vor, ein Jahr lang im Profisport zu pausieren. Das wollte Abby nicht, zumal das Zeitfenster für sportliche Hochleistungen begrenzt ist. Und somit startet Abby bisher für das Nationalteam der USA bei den Weltmeisterschaften.

Ein Highlight bei der Präsentation stellte für die Schüler*innen der Rad-Klasse Abbys Downhillbike dar. Jedes Jahr fährt Abby ein neues Fahrrad, momentan eines mit Stahlrahmen und einer 200 mm-Federgabel. „Wie viel kostet das Fahrrad?“, wollte ein Schüler wissen. Abby erklärte im Einzelnen, welche Sponsoren die Einzelteile des Gefährts herstellen, wie viel diese kosten und wie oft sie wegen des hohen Verschleißes sowie aus Imagegründen ausgetauscht werden müssen. Insgesamt käme man auf Kosten von ca. 9000,- Euro, schätzte sie. Das Fahrrad wird jedes Jahr nach Ende der Saison verkauft.

Spezielles Equipment wie zum Beispiel die Klickpedalschuhe, die Funktionsweise des Integralhelms und der Protektoren sowie einer „Brille wie beim Skifahren“ zeigte und erklärte Abby den Schüler*innen ganz genau. „Doch den natürlichen Schutz des Körpers bei Stürzen gewährleistet die Muskulatur, weshalb Krafttraining für den Schultergürtel und die Rumpfstabilität das A und O darstellt“, erläuterte Abby und zeigte hierbei Impressionen aus ihrem Training. Zu diesem gehört natürlich auch das Fahren im Gelände auf sogenannten Singletrails. Ein Shuttlebus für das Training am Königsstuhl sorgt dafür, dass Abby mit ihrem Bike mehrmals den Berg hochgefahren wird, damit sie spezifisch trainieren kann. Oft wird dieser Shuttlebus mit der Hilfe von Freunden organisiert.

„Wieviel Geld verdienst Du?“, wollte ein Schüler wissen. „Ich komme auf null raus“, lautete die Antwort. „Dafür darf ich ein halbes Jahr lang zum Nulltarif reisen, Leute treffen, neue Orte sehen und Erfahrungen sammeln“, ergänzte Abby. „Hinzu kommt, dass das Fahrrad mir gehört! Das Geld, das ich nach der Saison für den Verkauf des Bikes bekomme, darf ich behalten.“ 

Auch das Trikot mit selbst entwickeltem Logo, die Knieprotektoren, die Handschuhe und den Helm durften die Schüler*innen anfassen und bewundern. Doch die hochwertige Schutzausrüstung führte dann unvermeidbar zum Thema der Verletzungsgefahr im Downhill.  „Ich habe super viele Schürfwunden“, erklärte Abby und konnte sogar einige davon zeigen. Auch andere Verletzungen zählte sie auf: Beide Schlüsselbeine brach sie sich, einmal rechts, einmal links, zu unterschiedlichen Zeitpunkten; das Handgelenk brach sie sich in ihrer Freizeit, auf in einer Abfahrt im Downhillpark-Beerfelden. Sechs Monate lang musste sie ihr Rad aufgrund des komplizierten Bruchs stehen lassen und sich von den physischen und mentalen Folgen des Sturzes erholen. Sie habe zu viel an den Sturz gedacht. Eine Karriere im Leistungsbereich heiße aber auch, eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen zu müssen: „Die Fahrer werden immer besser und schneller, der Sport immer gefährlicher, es ist notwendig ein Risiko einzugehen und Bock drauf zu haben.“ 

Auch betonte Abby, dass die Risikobereitschaft eine Gratwanderung darstellte. Sie gab ihren aufmerksamen Zuhörer*innen einen persönlichen Rat mit auf den Weg, der unabhängig vom Downhill praktische Anwendung finden könnte: „Wusstet ihr, dass Leitern die erste Todesursache bei Alltagsunfällen sind? Leitern sind gefährlich! Nehmt das Risiko ernst und guckt, dass immer jemand die Leiter gut festhält!“

Die Highlights am Ende der Veranstaltung waren das gemeinsame Gruppenfoto und das Schreiben der Autogrammkarten. Wer wollte, durfte sogar noch eine Runde mit Abbys Bike drehen. Zum Abschied schenkte Abby der Rad-Klasse ein handsigniertes Trikot, welches nun im Klassenzimmer hängt. 

Für die Schüler*innen der Rad-Klasse waren die 90 Minuten eine rundum beeindruckende Vorstellung und eine motivierende Darstellung dessen, wie sich aus einem Hobby eine Berufung entwickeln kann.

Text: Iunia Ionescu, Harry Lipp, Ulrike Wittig

Fotos: Harry Lipp