20180320 093814Wirklich begriffen hat man es erst, wenn sie vor einem steht, aus dem Programmheft des Heidelberger Frühlings zu einer lächelnden Person in der Mensa geworden ist.

Das ist sie also, Gabriela Montero, die Improvisationskünstlerin.

Elegant sitzt sie am Klavier, hört sich die Melodien an, die man ihr vorsingt, spielt sie ein paar Mal, um sie sich einzuprägen und dann… Ja, dann spielt sie, flechtet einen Rahmen um die Melodie, sodass ein ganz neues Bild entsteht. So wird dann aus der Titelmelodie von Tribute von Panem ein Barockkonzert und aus Fluch der Karibik ein Stück der Romantik. Wie funktioniert so etwas? Wie kann man sich einfach ans Klavier setzen und ein Stück spielen, so gut, dass man ihr das Improvisieren kaum glaubt?

Zwischen den Stücken erklärt sie sich bereit, Fragen zu beantworten. So erzählt sie beispielsweise, dass sie während der Improvisation an nichts denkt, manchmal noch nicht einmal ihre eigenen Improvisationen in Aufnahmen wiedererkennt. Sehr bescheiden geht sie dabei mit ihrem Talent um;

sieht es als eine Verantwortung, um die Welt zum Besseren zu ändern.

20180320 093828Erstaunlich auch, dass sie ihr Talent, wie sie es beschreibt, erst mit 30 Jahren angenommen hat. Mittlerweile nutzt sie ihre mediale Präsenz, um für Aufmerksamkeit und Anteilnahme für ihr Heimatland Venezuela zu werben, was sicherlich nicht leicht ist, wenn in der Nähe von Barcelona Familie wartet oder der nächste Flug zur anderen Seite der Welt, wie auch am Tag des Konzerts, nicht wartet.

Gabriela Montero ist ohne Zweifel eine viel beschäftige Frau, doch trotzdem strahlt sie Ruhe aus, nimmt Fragen wie „Ist Heidelberg eine schöne Stadt?“ genauso offen an, wie die Frage nach ihrem Lieblingslied. Vielleicht gerade weil sie die Musik als ein Mittel für die Welt erkannt hat und nicht andersherum. Vielleicht gerade weil sie so getrieben durch die Welt fliegt, um etwas zu ändern. Vielleicht gerade deshalb, berühren ihre Improvisation so federleicht das Herz und man verbleibt hoffend auf ein Wiedersehen. Besser Wiederhören.


Hannah Van Santvliet