Wenn man den kleinen SMV-Raum während der Planungstage betritt, findet man schnell heraus, was die SMV macht: in fröhlicher und geschäftiger Atmosphäre planen, diskutieren, und ja, freiwillig arbeiten.


Der Welt-Aids-Tag am 01. Dezember steht an. Dafür werden schon Plakate erstellt, um den Kuchenverkauf im Billard-Zimmer zu bewerben, die Durchsagen konzipiert, die man braucht, um die Schülerschaft über die Aktion zu informieren, Material für den Infostand besorgt, an dem über die Immunschwäche AIDS aufgeklärt wird und die Rote Schleife – RED RIBBON - verteilt wird. Sie symbolisiert Solidarität mit den an HIV erkrankten Menschen und Unterstützung im Kampf gegen ihre Ausgrenzung und Stigmatisierung. Die Rote Schleife vereint die Schüler*innen gegen beides: gegen die Erkrankung und gegen die Intoleranz in der Gesellschaft, die zur Marginalisierung von HIV- Infizierten führt. Vor allem sollen Spenden für die Aids-Hilfe gesammelt werden.

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Reihe oben v.l.n.r. : Jan Steger, Faraz Kaeni, Viktoria Fink, Konrad Neuer, Elly Butros, Frieder Helfrich, Paul Schaurer, Annette Kinyanjui, Lisa Bader
Reihe unten v.l.n.r. : Maxima Blumenstein, Leon Ceko, Aleksandr Budarnyi, Lilia Enuloe, Rebecca Führer, Jasmin Heßlinger, Adnana Horvath, Florian Wolf, Felicitas Bergmann, Oscar Zhan

Dieses Mal hat die SMV nach den Wahlen eine neue Zusammensetzung erlangt. Bei der sogenannten „Überraschungstüte“ sind insgesamt 24 Schüler*innen, u.a. auch drei ältere aus der Kursstufe dabei, die schon Vorerfahrung mitbringen. Es sind aber nicht nur Amtsinhaber*innen in der SMV tätig, sondern auch viele Freiwillige, die sich als zusätzliche Helfer*innen engagieren. So zum Beispiel Adnana aus der Klasse 9B1: „ Es hat einfach Spaß gemacht in den letzten 2 Jahren, mit zu planen. Ich helfe überall mit!“


Wie Verbindungslehrerin Leonie Reiß erklärt, bietet die SMV „eine Anlaufstelle für Schüler*innen mit Ideen und Vorschlägen, die sich aktiv an der Gestaltung der Schule beteiligen möchten.“ Um sich in der Schule wohl zu fühlen, sei es wichtig, dass die Schüler*innen bei Entscheidungsprozessen von Anfang an eingebunden seien: „Bei der SMV sind sie dafür genau richtig. Ich finde es ganz toll zu sehen, mit welchen schönen Ideen die Schüler*innen in die ersten SMV-Treffen kommen. Die Aktion zum Welt-Aids Tag stammt zum Beispiel aus der Schülerschaft, nicht von uns Verbindungslehrer*innen“, sagt Lehrerin Reiß.

Manche Schüler*innen sind seit der 5. oder 6. Klasse dabei. Die mehrjährige Mitarbeit ermöglicht inhaltliche Kontinuität und Teambildung. „Die Schüler*innen machen freiwillig mit, weil sie sehen, dass man mit der SMV-Arbeit etwas schaffen kann“, sagt Lehrer Steger, der sichtlich gerührt ist, dass sich in diesem Jahr so viele Freiwillige engagieren. „Genau die brauchen wir!“, sagt er.
Die Verbindungslehrer*innen sprechen Schüler*innen auch selbst aktiv an, ob sie Lust haben, in der SMV mitzumachen, wenn sie merken, dass Motivation und Interesse an schulischen Themen besteht.

Viele Aktivitäten und Ideen sind während der Planungstage entstanden und alle Themen wurden in der Gruppe abgestimmt. Jede*r durfte sich einbringen, während die drei Lehrer*innen als Berater*innen zur Seite standen. „Beratend, nicht leitend“, betont Verbindungslehrer Jan Steger, der schon seine dritte Amtszeit erlebt und in mehreren Teams vertreten war. Der frühere Klassen- und Schülersprecher ist nun selbst Verbindungslehrer und gehört fast schon zum „SMV-Inventar“.

Für jede Aktivität stehen je 4 Schüler*innen in der Hauptverantwortung. So lernen SMV-Mitglieder die Kompetenz der Selbstständigkeit schon während dieser frühen Gruppenfindungs- und Kennenlernphase schätzen. Lisa Bader erklärt: „Die Einarbeitung ist wichtig: Was ist rechtlich erlaubt, wie laufen Projekte ab, welche Aufgaben übernehmen die Hausmeister, wann dürfen die Schüler*innen im Unterricht fehlen und wie werden Lehrer*innen und die gesamte Schulgemeinschaft über Projekte informiert?“ Durch eine gute Informationsbasis erlangen die SMV-Schüler*innen Souveränität im Umgang mit Projekten. Prozess wie Evaluation sind wichtig. „ Ungefähr alle zwei Tage findet ein Treffen für eine Projektbesprechung statt“, erläutert Felicitas Berkmann, die erste stellvertretende Schülersprecherin ist, „und jede Woche gibt es einmal Brainstorming und eine feste Planung für die nächsten Schritte.“

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V.l.n.r.: Maxima Blumenstein (9A3), Naomi Mulatu (9A3), Paul Schaurer (6.5), Lilia Enuloe (10A2),  Oscar Zhan (10A2) und im Hintergrund Frieder Helfrich (6.5)

Rebecca aus der Klasse 9A3 stellt die Projektvorschläge vor, die zwecks Übersichtlichkeit auf einem Zeitkontinuum angeordnet sind. Eine Mensa-Aktion soll den Schüler*innen mehr Wissen über die Zubereitung der Speisen und die Qualität der Produkte vermitteln, ihnen das Mittagessen aus anderer Perspektive näher bringen. Es geht auch darum, mehr Verständnis für die Arbeitsprozesse in der Küche und die Preise zu erlangen sowie darum, Beschwerden als Mythos zu entlarven. Viele Produkte entsprechen inzwischen einer Bio-Qualität. Fotos und Informationsplakate in der Mensa könnten die Schüler*innen darüber aufklären. Auch Interviews mit Beteiligten wären interessant.

Am Valentinstag, dem 14. Februar, werden an der IGH traditionsgemäß Rosen verkauft. Diese kann man anonym verschenken oder mit einer Botschaft versehen. Die SMV übernimmt den Botendienst.

So wie im letzten Schuljahr auch, möchte die SMV vor allem für die jüngeren Kinder an der IGH eine Osterüberraschung vorbereiten und Ü-Eier auf dem Schulgelände verstecken. Wer die Eier findet, kann kleinere Preise gewinnen. Darüber freuten sich die Schüler*innen im vergangenen Schuljahr sehr. Somit möchte die SMV dieses Highlight erneut organisieren. Auch an Ostern wird man seinen Freunden und Lieblingsmenschen ein kleines Geschenk über die SMV-Boten zukommen lassen können: einen Osterhasen aus Schokolade.

„Die IGH ist eine Ganztagsschule. Wir wollen für die Kinder schöne Erlebnisse und mehr Identifikation mit der Schule“, sagt Verbindungslehrerin Lisa Bader. Dass dies gelingt, merke man daran, dass viele Schüler*innen Fragen stellten, wie zum Beispiel: „Gibt‘s dieses Jahr wieder die Lesenacht, Frau Bader?“ oder „Gibt es wieder die Motto-Woche?“
Die Lesenacht hat es wegen der Corona-Pandemie längere Zeit nicht mehr geben können. Trotzdem ist sie nicht in Vergessenheit geraten. Für die 5. und 6. Klassen wird mit Hilfe von Lehrer- und Elternaufsichten nach einem Lese- und Spieleabend eine Übernachtung im Schulhaus organisiert.

Darüberhinaus müssen für die Mottowoche lustige Mottos erfunden und eine Umfrage in der Schulgemeinschaft durchgeführt werden.

Und last but not least wünschen sich alle im Juli ein Schulfest mit Spielen wie Sackhüpfen und Dosenwerfen, mit Essen und Trinken, mit guter Laune und vielen offenen Stationen, an denen die Schüler*innen einfach Spaß haben, zusammen fröhlich sein und das Schuljahr ausklinken lassen können.

Was motiviert eigentlich die Lehrer*innen, sich als Verbindungslehrer*innen einzubringen?
„Man kommt mit anderen Schüler*innen in Kontakt, die man nicht unterrichtet, sieht ganz andere Probleme und entwickelt ein Bild von der IGH als Ganzes“, erklärt Jan Steger. „Das ist aktive Schulentwicklung. Wo kann man das?“ Außerdem empfindet er die intensiven Gespräche, auch mit der Schulleitung, als Bereicherung.
„Hinzu kommen Erfolgserlebnisse und viele positive Rückmeldungen“, sagt Lisa Bader.
Gegenwind müsse man manchmal allerdings auch aushalten können, darin sind sich beide einig.
„Was mich motiviert hat, mich als Verbindungslehrerin zu engagieren, war die vielfältige Arbeit mit Kindern aus unterschiedlichen Altersgruppen und Zügen. Trotz oder vielleicht gerade wegen des teilweise großen Altersunterschiedes zwischen den SMV-Mitgliedern schafft man es am Ende, etwas Tolles auf die Beine zu stellen, zu dem jeder etwas beigetragen hat. Jedes SMV-Mitglied bringt eigene Ideen, Anregungen und Motivation mit. Das ist ein großer Mehrwert für alle“, findet Lehrerin Reiß.

Und was sagen Schüler*innen dazu?
Faraz Kaeni, zweiter stellvertretender Schülersprecher und Schulkonferenzsprecher, sagt, dass Jugendliche die Gesellschaft ändern und in der SMV eine Vorbildfunktion übernehmen könnten. Er habe in der SMV 4 Jahre lang mitgearbeitet und gute Erfahrungen gemacht, seinen Horizont erweitert und viel über Kommunikation gelernt. Die Arbeit habe ihn motiviert, sich auch auf Gemeindeebene politisch zu engagieren. Dort habe er gemerkt, dass man sein Netzwerk ausbauen, initiativ werden und etwas bewegen könne. Auch habe ihn beeindruckt, wie sehr sich Erwachsene für Jugendliche interessierten. Daher findet er, dass sich Jugendliche Zeit für ihre eigenen Themen nehmen müssten, auch in der Schule.
Erste stellvertretende Schülersprecherin Felicitas Berkmann erzählt über die „Ukraine-Woche“ als eines der Highlights, die sie motivierten. Die Kommunikation mit den Lehrer*innen, das Interview mit der Zeitung, das Peace-Zeichen, das die Schulgemeinschaft auf dem Schulhof bildete sowie die vielen Spenden, die zusammenkamen, haben ihr viel bedeutet. „Man beschwert sich oft, aber man kann auch etwas umsetzen und helfen. Der erste Gedanke mag vielleicht sein: „In der SMV mitmachen ist gut für die Bewerbung“. Aber dann merkt man, dass die SMV eine Supergemeinschaft, ein tolles Zusammensein darstellt. Die Arbeit macht Spaß, man hat die Möglichkeit, das Schulleben zu verbessern und man hat ein tolles Team.“ Oft würden sich Jugendliche nicht ausreichend wahrgenommen fühlen, in der SMV sei das anders: eine klare Empfehlung.
Das Ziel von Schülersprecher Konrad Neuer: Unter anderem Klarheit über Sinn und Zweck von Regeln schaffen. Es gebe Unzufriedenheit über die Kleiderordnung und die Regeln zur Handynutzung in der Kursstufe. Es sei wichtig, konstruktive Regeln zu schaffen und die veraltete SMV-Satzung der IGH aus dem Jahr 2008 zu überarbeiten. Zudem habe ihn das Thema der Nachhaltigkeit während der SMV-Wahlen beschäftigt. Bewerber hingen eine Woche vor dem Wahltermin je ein Plakat auf, er könne sich auch ein „Sammel-Plakat“ für alle vorstellen, das im SMV-Kasten aushinge. Er möchte die Kommunikation verbessern, damit die Schüler*innen erfahren, was die SMV überhaupt alles mache. Die Moodle-Abstimmung zur Auswahl der Sportart für das SMV-Turnier sei ein solches Beispiel. Er findet, dass die Arbeit der SMV mehr Wertschätzung erfahren sollte und dass sich noch mehr Schüler*innen daran beteiligen müssten.
„Konrad, schaust Du mal, welche Durchsage Du besser findest?“, fragt Wiktoria aus der Klasse 6.6.

Die Zeit drängt!


Text und Fotos: Iunia Ionescu