Schülercafé 2Wenn man AES googelt, kommt als erstes Suchergebnis „Advanced Encryption Standard (AES)“ heraus – zu deutsch in etwa: „fortschrittlicher Verschlüsselungsstandard“, eine Blockchiffre.

Doch wenn man den Bildungsplan studiert, entdeckt man, dass dort die fortschrittlichen Verschlüsselungsstandards zum Schulfach AES mutieren: Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES), ein Wahlpflichtfach. Die Wahl der Pflicht oder die Pflicht zur Wahl?


Die Klassen 8B1 und 8C2 haben auf Initiative von Mittelstufenleiter Thomas Schwenk und den Lehrer*innen Ruth Fanderl-Zietak, Katrin Jörger und Meike Kasten-Bauer alles, was im Bildungsplan steht, in ein kreatives Projekt gewandelt: ein Schülercafé, das mit wechselndem Angebot lockt und mit Vollkorn-Sandwiches, Bruschetta und selbstgebackenem Kuchen aus Bio- Produkten die Schülerschaft begeistert und Leben in den Kiosk bringt.

Die beiden Klassen planen selbstständig den Einkauf, nehmen die Kostenkalkulation vor, testen, wie die Angebote bei den Besucher*innen ankommen und backen alles selbst. Sie wechseln sich im Verkauf miteinander ab, bilanzieren die Einnahmen und Ausgaben, plakatieren und informieren in der Schule, im Seniorenheim und im Quartier über das Projekt, das auch dem Stadtteil offen stehen soll und bereits Kundschaft aus dem gegenüberliegenden Seniorenheim neugierig machte. Sie möchten nichts Geringeres als eine kleine Schülerfirma an der IGH etablieren.


„Ernährungsbezogenes Wissen“, „Nahrungszubereitung und Mahlzeitgestaltung“, „Qualitätsorientierung“ und „Nachhaltig handeln“ sind wichtige Themen im Fach AES. Wirtschaftliche Zusammenhänge spielen auch eine wichtige Rolle für das Projekt. Alles das decken die Klassen mit ihrem selbstverwalteten Schülercafé Chilligh ab, einem Wortspiel aus chillen und dem Namen der Schule IGH.

Schülercafé 3Die Durchführung des Projekts erweist sich beim genauen Hinsehen als komplex. Es werden lange Aufgabenlisten abgearbeitet, auf denen akribisch dokumentiert wird, wer was und zu welchem Zeitpunkt erledigt. Ob es sich um die Gestaltung der Durchsagen und Flyer, um die rechtzeitige Information der Schüler- und Lehrerschaft per Messenger, um die Einhaltung von Hygienebestimmungen und die Bereitstellung von Masken und Schürzen, um das Aufräumen und Putzen im Schülercafé oder das Schmücken und Gemütlich-Machen des Raums mit grünen

Zweigen und selbst genähten Wimpelketten handelt, für alle Aufgaben müssen die Schüler*innen der beiden Klassen in fair aufgeteiltem Ausmaß aufkommen. Auf diese Weise lernen die Schüler*innen, ein Projekt zu leiten und selbstständig durchzuführen.

Von vier selbstgebackenen Kuchen musste schon auf sechs hochgeschraubt werden und kein Stück blieb unverkauft. Die 75,- Euro Einnahmen flossen zum Teil wieder in den Einkauf für das nächste Schülercafé, zum Teil blieb etwas übrig als Puffer oder für die Klassenkasse. Die eingenommene Summe überraschte die Schüler*innen positiv und erfüllte sie mit Stolz.

„Der Weg war für uns schon sehr weit!“, hatte eine der Seniorinnen bei ihrem Besuch angemerkt. Die wenigen Hundert Meter, die zu bewältigen waren, hatten für die hochbetagten Gäste eine besondere Herausforderung dargestellt.
„Unterschiedliche Bedürfnisse von Menschen verschiedenen Lebensalters herausarbeiten“, steht im Bildungsplan. Und weiter: „Aktivierungsangebote zur Verbesserung des Wohlbefindens älterer Menschen entwickeln, erproben und beurteilen“.

Es bleibt noch viel zu tun im Schülercafé Chilligh!

Kommen Sie vorbei und überzeugen Sie sich selbst davon, ob AES vielleicht ein wirklich fortschrittlicher Verschlüsselungsstandard für Alltagskultur, Ernährung und Soziales sein könnte. Jeden zweiten Donnerstag im Monat empfangen Sie die Klassen 8B1 und 8C2 nachmittags in der siebten, achten und neunten Unterrichtsstunde von 13:15 Uhr bis 14:45 Uhr im Schülercafé, gerne auch in Begleitung Ihrer Klasse, Ihrer Familie oder auch nur Ihres Portemonnaies, wenn alle Stricke reißen.

Text: Iunia Ionescu
Fotos: Ruth Fanderl-Zietak